Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike Skip to main content

Ein Editionsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

HHUD Düsseldorf

Über das Projekt

Die Spätantike ist für die politische und kulturelle Entwicklung Europas von kaum zu überschätzender Bedeutung. In dieser Epoche beobachten wir die Teilung des Römischen Reiches in einen Ost- und einen Westteil, die in Gestalt des Byzantinischen Reiches und der verschiedenen Nachfolgereiche im Westen das Mittelalter bestimmt haben. Das Christentum steigt im 4. Jh. von einer verfolgten zur Staatsreligion auf, überdies vollzieht es den Prozeß, sich das pagane Gedankengut anzuverwandeln, so daß die Voraussetzung gegeben war, daß auch die Werke z.B. Homers, Platons, Ciceros und Vergils in den mittelalterlichen Klöstern weiterhin abgeschrieben und somit der Nachwelt überliefert wurden. Diese Zeit ist aber vor allem mit den hochdramatischen Ereignissen verbunden, die man auch in einem breiteren Geschichtsbewußtsein mit den Stichwörtern "Völkerwanderung" oder "Ende des römischen Reiches" verbindet.

Wie für andere Epochen der Antike kann auch für diese Epoche die ursprünglich reichhaltige Geschichtsschreibung allenfalls in Ausschnitten wiedergewonnen werden aus Erwähnungen bei nachfolgenden Autoren, die mitunter ein halbes Jahrtausend später gelebt haben, in byzantinischen Exzerpten oder in lexikographischen Notizen etc. Es fehlt eine Sammlung in der Dimension der von Felix Jacoby herausgegebenen Fragmente der griechischen Historiker FGrHist), so daß man auf sehr lückenhafte und unzureichende ältere Zusammenstellungen angewiesen ist. Deutsche Übersetzungen, die insbesondere für den akademischen Unterricht einen quellennahen Einblick in diese wichtige Epoche ermöglicht, sind rar. Dem soll das Forschungsprojekt der Kleinen und fragmentarischen Historiker der Spätantike Abhilfe verschaffen. Es umfaßt in einem System von "Modulen", das den Facettenreichtum der spätantiken Historiographie widerspiegeln soll,  knapp 90 Autoren bzw. anonyme Werke vom 3. bis 6. Jh. Dazu gehören lateinische und griechische Autoren, Profan- und Kirchenhistoriker, fragmentarisch erhaltene und "kleine" Autoren, d.h. solche, die nur selten als selbständige Werke ediert und in Fragmentsammlungen wiederum nicht erfaßt werden (z.B. Polemius Silvius und die sogenannten Ravennater Annalen), namentlich bekannte Historiker und sicher rekonstruierbare, aber anonyme Geschichtswerke (z.B. die Enmannsche Kaisergeschichte).

Die Autoren und Werke werden im Originaltext ediert, versehen mit einem über die wichtigsten Lesarten und Konjekturen unterrichtenden kritischen Apparat. Bestandteil der gedruckten Editionen sind zudem eine deutschen Übersetzung sowie ein philologischer und historischer Kommentar. In diese verschiedenen Aufgaben teilen sich die Mitwirkenden beider an dem Vorhaben beteiligten Disziplinen, der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie.

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